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Grundsätzliches zum digitalen Antennen-TV DVB-T (2/4)

Digital statt analog

Seit 1992 beschäftigten sich Forschung und Entwicklung damit, digitale Techniken für die Fernsehübertragung nutzbar zu machen. Aus diesen Ideen und Bemühungen entstand die international akzeptierte DVB-Standardfamilie. Schon Mitte der 1990er Jahre begann sich abzuzeichnen, dass die Zukunft der Übertragungstechnik „digital“ sein würde. Die Bundesregierung rief daher Ende 1997 Programmveranstalter, Sendenetzbetreiber, Forschungseinrichtungen, Geräteindustrie, Verbraucherschützer und Mieterverbände zusammen. Diese „Initiative Digitaler Rundfunk“ (IDR) beschloss im Sommer 1998 ein „Startszenario 2000“. Der damit verbundene Beschluß des damaligen Bundeskabinetts hält fest, dass die analoge Fernsehtechnik spätestens im Jahre 2010 und für alle drei Verbreitungsplattformen (Antenne, Kabel, Satellit) durch digitale Technik ersetzt werden soll. Bis spätestens 2015 soll auch das Radio komplett „digitalisiert“ sein.

Die Umsetzung der IDR-Ziele

Da die Zulassung von TV-Programmen in die Zuständigkeit der Bundesländer fällt, kann der Umstieg nur von Region zu Region vonstatten gehen. Die Umstellung beginnt in den wichtigsten Ballungszentren, da dort die meisten Zuschauer erreicht werden. Der Startschuss fiel am 1. November 2002 in Berlin und Umgebung, wo seit August 2003 – weltweit erstmalig – der analoge TV-Empfang per Antenne beendet ist. Die Hauptstadt-Region war nicht nur wegen der Bevölkerungsdichte besonders geeignet. Hier standen sowohl die früheren Westberliner Fernsehfrequenzen als auch die der ehemaligen DDR zur Verfügung, so dass ein besonders umfangreiches Programmangebot möglich ist. Die Vergabe der Sendeplätze ist Sache der Bundesländer. Dort sind die Landesmedienanstalten für den Umstieg auf DVB-T verantwortlich. Sie erteilen die Sendegenehmigungen für die privaten Veranstalter und koordinieren Frequenzen, Werbemassnahmen etc. Die Voraussetzungen werden durch Verträge zwischen den Landesmedienanstalten, den interessierten Programmanbietern und den Sendenetzbetreibern geschaffen.

Der Zeitplan

Auf Grundlage der Berliner Erfahrungen, die in einem Projektbericht (pdf, 760 kb) bilanziert wurden, konnten die anderen Bundesländer planen.

Im Frühjahr 2004 wurden für weitere Bevölkerungszentren solche Verträge abgeschlossen. Der Umstieg wurde ab Mai 2004 in Hannover/Braunschweig, Bremen/Oberweser und Köln fortgesetzt. Im Oktober und November 2004 folgten die Regionen Düsseldorf/Ruhrgebiet, Kiel und Hamburg/Lübeck. Im Mai 2005 starteten Bayern (Großräume München und Nürnberg), wo die Umstellung nach einer wenige Monate dauernden „Simulcast“-Phase abgeschlossen sein wurde. In den Startgebieten Halle/Leipzig und Erfurt/Weimar gab es keinen Simulcast. Dort wurde im Dezember 2005 „hart“ umgeschaltet, ebenso wie in Mecklenburg Vorpommern (landesweit) und weiteren kleinere Regionen. Seither steht DVB-T rund 60 Prozent der Bevölkerung Deutschlands zur Verfügung.

Weitere Regionen folgten ab Mitte 2006 - im Vorfeld der Fussball-WM. Dazu zählen unter anderem die Regionen um die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart, der Rhein-Neckar-Raum sowie Nordhessen.

Ursprünglich wurde bis 2010 eine weitgehende Versorgung für Deutschland angestrebt. ARD und ZDF erreichten schon Ende 2008 einen Versorgungsgrad von 90 Prozent der Bevölkerung mit zwei bis drei Kanälen und schalteten die letzten analogen Grundnetzsender ab.

Privates lokales TV - auch außerhalb der Ballungsräume

Für die bundesweit aktiven Senderfamilien Pro7Sat1 und RTL und andere große Privatprogramme sind leider nur die Ballungszentren interessant. Die Hintergründe für die Entscheidung der Privaten sind hier erläutert. Dennoch bestätigen Ausnahmen die Regel: Für ausgewählte weitere Regionen ist von RTL Interesse bekundet worden. Umgesetzt wurde das erst Ende 2009 in Gestalt des Programmpaketes Viseo+ für Stuttgart, Halle und Leipzig. Das ist jedoch im Gegensatz zu allen anderen DVB-T Sendungen in Deutschland grundverschlüsselt und mit MPEG-4 codiert. Dieses Technikkonzept steht im Einklang mit den Forderungen der Privatsender und ihrer Verbände nach einer generellen „Adressierbarkeit“ der Endgeräte.

Land in Sicht ist außerhalb der üblichen Ballungsgebiete auch für das private Lokalfernsehen. Sachsen leitete 2008 in in Leipzig eine Wende ein - dort wurde erstmals ein alternativer Betreiber mit einem lokalen Sendenetz für Leipzig beauftragt. 2009 wurden zudem Programme für weitere fünf lokale Empfangsregionen lizensiert. Allerdings gab es Querelen um den Netzbetrieb, so dass Ende 2011 noch nicht gesendet wurde. Im Saarland gingen im Dezember 2007 drei private Programme auf Sendung, darunter der Lokalsender Saar TV. Der ginng allerdings 2009 in die Insolvenz und der lizensierte Nachfolger CenterTV Saar passte schon vor Sendebeginn. Selbst in Berlin stößt lokales Ballungsraum-TV auf wirtschaftliche Hürden: De Lokal-TV-Veteran FAB ging Pleite und das heutige TV.Berlin hat eine wechselvolle Geschichte mit insolventen Vorläufer, die befristet wieder zum Sendeleben erweckt wurden.

Herausforderungen: Mobilfernsehen, DVB-T2, Digitale Dividende

Obwohl alles „seinen Gang“ zu gehen scheint, deuten sich weitere Herausforderungen an. Die Bundesregierung griff im Februar 2006 die IDR in neuer Form wieder auf: Das „Forum Digitale Medien - Aktion für Rundfunk und Neue Medien (FDM)“ soll sich mit zeitlichen und inhaltlichen Zielvorgaben beschäftigen - vor allem hinsichtlich des terrestrischen Handy-Fernsehens, der Digitalisierung im Kabel und des digitalen Hörfunks. Herausgekommen ist dabei nichts Greifbares, denn das digitale Radio mit DAB und DAB+-Sendestandard schien Ende 2009 an mangelnder Akzeptanz, nicht mehr zeitgemässer Technik und zu geringer Kapazität für de UKW-Nachfolge gescheitert zu sein.

Dennoch steht Ende 2009 DVB-T2 mit der Möglichkeit, HDTV-Programme digitalterrestrisch zu verbreiten bereits in der Spur. Inwieweit die Privaten diese Umstellung nutzen und bundesweit - aber á la Viseo+ grundverschlüsselt - auf Sendung gehen, bleibt abzuwarten. Öffentliche Erörterungen über die Einführung von DVB-T2 werden aber kaum vor 2012 beginnen. Erschwert wird dieser Umstieg zudem durch den Mangel an „Rangierfrequenzen“, der eine verbraucherfreundliche Simulcast-Phase unmöglich zu machen scheint. Ursache dafür ist die Digitale Dividende - die heftig umstrittene Umwidmung von UHF-Frequenzen zugunsten von Mobilfunkdiensten.

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