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Private Abstinenz (1/2)

Ein Dilemma des digitalen Antennenfernsehens wird in den mitteldeutschen Startregionen und in Nordhessen deutlich. Für Halle/Leipzig, Erfurt/Weimar wurden zwar drei, für Kassel zwei Kanäle, für private Programmveranstalter reserviert und ausgeschrieben. Aber schon im Vorfeld haben die beiden privaten bundesweiten Programmfamilien Pro7Sat1 und RTL DVB-T in den genannten Gebieten eine Absage erteilt. Gleiches ist für andere Regionen zu erwarten. Warum?

DVB-T lokal
• Lokales Privat-TV ging im März 2008 in Leipzig mit spezieller Lowpower-Technik per DVB-T auf Sendung, im Mai 2010 in den Regelbetrieb.
Seit Dezember 2009 sendet RTL in Stuttgart und Halle/Leipzig per DVB-T. Der Preis: Die 6 Programme sind ver-schlüsselt und mit MPEG-4 komprimiert, neue Ge-räte müssen her, Ge-bühren werden fällig.
Bei der Bemessung der Rundfunkgebühren (GEZ) wurden die Kosten für den Umstieg der öffentlich-rechtlichen Programme auf DVB-T berücksichtigt. Die Privaten - also die beiden großen Senderfamilien Sat1Pro7 (Sat1, Pro7, Kabel1, N24) und RTL (RTL, RTL2, SuperRTL, Vox) - müssen hingegen ihre Kosten vollständig aus den Werbeeinnahmen finanzieren. Oder durch Einsparungen, die sich aus dem Kostenunterschied zwischen analoger und digitaler Antennenverbreitung ergeben. Die Ausstrahlungskosten der Terrestrik (analog wie digital) sind verglichen mit Kabel und Satellit, enorm hoch. Da in Deutschland im Schnitt nur sieben Prozent der Zuschauer per Antenne erreicht werden, sind die Kosten pro tatsächlich erreichtem TV-Haushalt noch höher. Das mag sich bei DVB-T wegen der Bündelung von vier Programmen auf einem Kanal mildern. Das Missverhältnis im Vergleich zu Kabel und Satellit und bezogen auf tatsächlich erreichte Zuschauer bleibt aber bestehen.

Digital - analog
Laut dem 8. Rundfunk-Staatsvertrag von 2005 (§52a Abs.2) dürfen ARD und ZDF die analoge An-tennen-Verbreitung ganz einstellen, „wenn der Empfang der Programme über einen anderen Empfangsweg gewährlei-stet ist.“ das ist per Satellit in ganz Deutsch-land möglich. Dennoch bauten ARD/ZDF bis 2008 DVB-T für 90 Pro-zent der TV-Haushalte aus.
Daher beenden die Privaten grundsätzlich, sobald eine DVB-T-Insel zugeschaltet wird, ihre analog-terrestrischen Ausstrahlungen für das gesamte Bundesland (soweit dort überhaupt analog gesendet wurde). Denn die analoge Versorgung für die wenigen Antennenhaushalte außerhalb der Ballungszentren ist für sie wirtschaftlich nicht vertretbar.

In den drei mitteldeutschen Bundesländern und vielen anderen Regionen auf dem „flachen Land“ wurden die privaten Programme wegen des Missverhältnisses von Zuschauerzahl und Kosten nicht oder nicht mehr „durch die Luft“ zum Zuschauer gebracht. Die Beteiligung bei DVB-T würde diese Programmveranstalter also zusätzliches Geld kosten, ohne die für die Werbeeinnahmen wichtige „Reichweite“ angemessen zu erhöhen.

Zuschauer: Kein Interesse für Private?

Die Privaten argumentieren so: Der Anteil der Antennenzuschauer lag Ende 2003 in Sachsen (1,5%), Sachsen-Anhalt (0,8%) und Thüringen (0,3%) weit unter dem Bundesdurchschnitt. Fast alle TV-Haushalte dort sind seit der Wende auf Kabel oder Satelliten umgestiegen und sehen unsere Programme. Wer in den letzten 15 Jahren nicht gewechselt ist, will unsere Programme nicht sehen. Wir verbessern unsere Einschaltquoten also nicht, wenn wir in Mitteldeutschland in DVB-T investieren. Martin Deitenbeck (SLM) bestätigt das: „Hier zu Lande wurde Privatfernsehen kaum analog terrestrisch ausgestrahlt, als Letzter hat Vox Ende Dezember 2004 in Dresden die Übertragung eingestellt. Somit haben die Veranstalter nichts, womit sie gegenrechnen könnten.“

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