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„Leidmarkt“ Handy-TV - Eine Zwischenbilanz (1/3)

Früher kritisierte die Industrie die Journalisten: Ihr findet immer neue Bedenken und zerredet unsere Innovationen. Heute ist das anders. Die deutsche Industrie und die deutschen Dienstleister erledigen das jetzt selbst. Aber haben die im Ernst geglaubt, dass wir Journalisten denen den Eingriff in unser Berufsfeld durchgehen lassen?

Wenigstens zuschauen durften Journalisten dem Hickhack auf einer Veranstaltung der Deutschen TV-Plattform. Am 2. Dezember 2005 wurde unter der Überschrift „MultiMedia Mobil“ ein „Startszenario 2006“ diskutiert - mit eher dürftigen Ergebnissen.

Handy-TV kommt nicht von allein

Ingrid Walther vom „Projekt Zukunft“ des Berliner Senats ist stinksauer. Den Vorsprung, den sich Berlin als Testort für DVB-H in mehrjähriger harter Arbeit verschafft hat, sieht sie schwinden. Berlin hatte eines der weltweit ersten DVB-H Pilotprojekte durchgeführt, wovon die internationale Fachwelt profitierte. Im Februar 2005 wurde der weltweit erste DVB-H Sender mit hoher Leistung in Betrieb genommen. Dessen Kapazitäten reichten nicht aus, um zur Internationalen Funkausstellung Anfang September der Fachwelt und den Besuchern das Potenzial von DVB-H zu zeigen. Diverse Programme und interaktive Anwendungen waren auf verschiedenen Prototyp-Geräten in der Praxis zu sehen.

Nun, so Frau Walther, dürfe das Handy-Fernsehen nicht dem Selbstlauf überlassen werden und Berlin nicht hinter den anderen europäischen Aktivitäten zurückbleiben. Konkrete Einführungsprojekte, über die bisherigen Projekte zur Fußball-WM hinaus geplant, seien dringend notwendig, um die bisherigen Aktivitäten erfolgreich in einen Regelbetrieb zu überführen.

Auf der Veranstaltung wurde allerdings deutlich, wie sehr die meisten
Nokia DVB-H Handy N92. Foto: dehnmedia
Mitglieder der Wertschöpfungskette des Handy-Fernsehens sich gegenseitig das Leben schwer machen. Und, natürlich, keiner will's gewesen sein. Erlkönig: Ein erstes Muster des N92 Fernseh-Handys von Nokia.

Warum geht es nicht vorwärts? Die internationale Standardisierung des Handy-Fernsehen ist in Gestalt von DVB-H erledigt. Und Berlin könnte als erstes Bundesland starten (und mit seinen Erfahrungen den anderen Bundesländern helfen). Wären da nicht noch einige Kleinigkeiten.

Zum Beispiel Koreaner und Bayern ...

... in Gestalt von Vertretern der Firma Samsung, der Landesregierung und der freistaatlichen Regulierung. Hier wurde Anfang des Jahres 2005 ein Deal in Sachen Digital Multimedia Broadcasting (DMB) vereinbart, zu dem die Koreaner (die sich in Berlin später im Jahr durch die Schließung des Bildröhrenwerkes total ins „out“ brachten) ihre firmeneigene DMB-Technik beitragen wollen. Prof. Reimers, Urvater des Digitalfernsehens, zählt gerne etwa sechs Übertragungssysteme auf, die von den Schöpfern als „DMB“ bezeichnet werden.

Damit kam der schönen Berliner DVB-H Idee unerwartet die Konkurrenz die Quere. Das DMB-Projekt „mifriend“ startet mit Europa-Förderung ab 2. Quartal 2006 in Regensburg. Der Schwerpunkt soll auf der Content-Entwicklung und Angeboten für Geräte mit großem Speicher liegen; es gehe nicht um eine Systemeinführung.

DVB-H Projekte ...
... in Deutschland:

• Berlin: Projekt auf Kanal 39 läuft
• München/Südbayern: Projekt des BR auf Kanal 56 läuft
• Erlangen: Forschungssender auf Kanal 50
• Norddeutschland: Die fünf Landesmedien-
anstalten gründeten den Projektrat DVB-H
• Nordhessen: Es gibt „Überlegungen“ für ein Projekt

Zum Beispiel die Landesmedienanstalten ...

... die zwar offiziell und als Gesamtheit keine der beiden Technologien bevorzugen (dürfen), aber als einzelne Institutionen eigene Vorlieben offen aussprechen. So haben die LMAs der fünf Nord-Bundesländer einen gemeinsamen Projektrat für DVB-H eingerichtet und sich damit an die Berliner Seite gestellt. Auch Hessen stellte DVB-H Tests in Aussicht. Der Bayern-Partei ordneten sich Baden-Württemberg und NRW zu. DMB hat sogar das bisher gänzlich außerdigitale Saarländle hinterm Analog-Ofen vorgeholt. (Randbemerkung: Lesen Sie mal §21 Absatz 9 des Saar-Landesmediengesetzes!).

Nach bester Kleinstaat-Art will halt jede LMA das beste Handy-TV aller Zeiten für sich reklamieren und unter dem Beifall der jeweiligen Landesregierung eingeführt sehen. Koste es, was es wolle.

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