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Zankapfel Radiodigitalisierung (2/3)

DABplus-Logo Schriftzug Ungeachtet aller Widrigkeiten blieben Deutschlandradio, ARD und die Landesmedienanstalten fast schon fast trotzig weiter auf dem Weg zur Radiodigitalisierung mit DAB. Ende 2009 wurde - auf Grundlage der internationalen Frequenzplanung und europäischer Absprachen - ein neuer, fast schon verzweifelter, Anlauf gestartet, um DAB/DABplus ab 2011 doch noch zum Durchstarten zu verhelfen.

Diesmal geht es um eine zweiteilige Strategie. Erstmals werden nationale Radioangebote möglich, die durch Ausstrahlungen auf Länder- und regionaler Ebene ergänzt werden können. An eine baldige Abschaltung von UKW denkt allerdings niemand. Aus dieser Sachlage kommt der Ruf nach Multinormgeräten für DAB/DAB+, UKW und ggfs. weitere Sendetechniken.

Das nationale Einführungsprojekt

So könnte DAB bzw. der Nachfolgestandard DABplus doch noch durchsetzungsfähig sein - zumindest für eine nationale Senderkette im VHF-Kanal 5 mit neun Radioprogrammen und Zusatzdiensten. Sechs Programmplätze wurden im Januar 2010 von den Landesmedienanstalten ausgeschrieben, weitere drei Anfang 2011. Drei Plätze soll das Deutschlandradio bekommen.

Das Echo bei den Privaten war freilich vergleichsweise bescheiden, denn allein die publikumsattraktiven Privatprogramme, zusammengeschlossen im VPRT, hielten sich - wie im Vorjahr angekündigt worden war - dort heraus. Sie setzen eher auf das Internet als kommerziell attraktive Verbreitungsplattform.

Das in diversen Bundesländern aktive Radio Energy war der einzige „große Name“ unter den neun Bewerbern. Von denen zogen sich der Süddeutsche Verlag und ein „United Christian Broadcaster“ nach erster Sichtung durch die Landesmedienanstalten wieder zurück. Interessant unter den verbliebenen Bewerbern könnte Regiocast sein, das seinen Fussballsender 90elf und Musikprogramme sowie Datendienste einbringen will. Einen Datendienst plant auch Netzbetreiber Media Broadcast auf einer eigenen Plattform. Weniger attraktiv scheinen Spartenprogramme wie das christliche ERF oder neue Musiksender. Der Bewerber Disney Radio zog sich als einer der verbliebenen sechs Bewerber später zurück.

Netzkonzepte und Versorgungsplanung

Anfang Februar 2010 veröffentlichte der Sendenetzbetreiber Media Broadcast verschiedene Denkmodelle für die Aufteilung der Sendekapazitäten und stellte dabei auch die Unterschiede zwischen DAB, DABplus und DMB grob heraus. Danach wäre ein DABplus-Netz mit 15 Radios eine Alternative zu den neun DAB-Sendern. Auch mit DMB könnten neun Programme in einen Multiplex gepackt werden. Denkbar wären wohl auch verschiedene Kombinationen von DAB, DABplus und DMB. Die Landesmedienanstalten haben das offengelassen. In den Ausschreibungen war von der DAB-Systemfamilie die Rede gewesen.

Netzkonzepte für Digitalradio. Grafik: Media Broadcast

Innerhalb des Rasters von je vier Blöcken á 135 Kilohertz je Kanal ergeben sich folgende minimale Datenraten je Radioprogramm:

DABDABplusDMB

Mono72 kbit/s40 kbit/s48 kbit/s
Stereo128 kbit/s64 kbit/s58 kbit/s
Surround144 kbit/s68 kbit/s96 kbit/s


Desweiteren sagte der Netzbetreiber zu, bis Ende 2011 mindestens 35 Sendeanlagen zu errichten und das Netz bis September 2015 auf mindestens 110 Anlagen auszubauen. Für diesen Ausbaustand will das Unternehmen 18,5 Mio. Euro Betriebskosten pro Multiplex kassieren. Bis 2021 wird ein Ausbau auf 172 Sendeanlagen bei Nutzungskosten von 30,8 Mio. Euro in Aussicht gestellt.

Zugleich war klar, dass nur ein Miteinander der Privaten und Öffentlich-rechtlichen Radios eine erfolgreiche Etablierung am Markt sichern kann. Damit die Öffentlich-rechtlichen nicht draußen bleiben müssen, reagierte die KEF. Sie hielt zwar die Sperre für die Restmittel von 42 Mio. Euro der bisherigen DAB-Einführungsprojekte zunächst aufrecht. Eingeräumt wurde aber, dass man neue Projektanträge prüfen werde. Eine Aufhebung der Sperre verband die KEF im Juni 2010 mit folgenden Forderungen als Voraussetzung für eine Entsperrung der DAB-Budgets:
1. Das Deutschlandradio wird zur Sitzung der KEF AG4 im September 2010 über den Abschluss der Verträge mit Media Broadcast und den Abschluss der Zulassungsverfahren der Landesmedienanstalten für den bundesweiten Multiplex berichten.
2. Wenn es bis dahin nicht zu diesen Verträgen gekommen sein sollte, werden die derzeit vorhandenen Projektmittel sowohl der ARD als auch des Deutschlandradios in die anrechenbaren Eigenmittel überführt.
3. Der Netzausbau des Deutschlandradios wird mit den Ausbauplänen der ARD und der Privaten harmonisiert. Ein Netzausbau für das Deutschlandradio, der über den Netzausbau der ARD hinaus geht, kommt aus Gründen wirtschaftlichen Mitteleinsatzes nicht in Frage. (Anmerkung: Dieses wird zu Reduzierungen der Netzkosten gegenüber dem ursprünglich angemeldeten Rahmen führen).

Auch für die Landesmedienanstalten ist die Vorlage eines Verbreitungsvertrages Voraussetzung, um den Radios die notwendige Sendelizenz zu erteilen.

Zugleich sicherte man die Finanzierung für DR Wissen; das auf Forderung der Politik 2010 gestartete dritte Programm von Deutschlandradio sendet ausschließlich über DAB. Postwendend kündigte ARD-Vorsitzender Peter Boudgoust an, ein neues Projekt vorzubereiten, das unterhalb der 30 Mio. Euro des ersten Projektes budgetiert sein soll.

Links zum Thema:
Die auf Media Broadcast bezogenen Informationen und die Grafik sind einer im Februar 2010 erschienenen Broschüre der Firma entnommen.
dehnmedia-Hintergrund: UKW-Digitalisierung.
dehnmedia-Meldung zum Ergebnis der Ausschreibung in Sachsen-Anhalt vom 6.5.2010.
dehnmedia-Meldung zum bayerischen Projekt Hybrid-Radio vom 20.4.2010.
dehnmedia-Meldungen Zum Szenario für Mitteldeutschland und Ausschreibungen vom 7.4.2010.
Digitalradio-Seite der MABB, Januar 2010.
dehnmedia-Meldung zur DAB-Ausschreibung der ZAK vom 18.12.2009.
dehnmedia-Meldung zur KEF sperrt DAB-Mittel vom 16.7.2009.
dehnmedia-Meldung zur Absage des VPRT an DAB vom 25.6.2009.
Call for Interest“ der Landesmedienanstalt und Wortmeldungen dazu vom Frühjahr 2008.
Zusammenfassung zum 16. KEF-Bericht und „Zusatzinformation 2“ zum Digitalradio (Ende 2008).

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