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Kommt HDTV über Antenne?

Terrestrik Damit sich die Ausgabe für einen der ab etwa 2004 angebotenen neuen Highend-Fernseher mit HDTV-Darstellung wirklich lohnt, brauchen die diese Bildschirme auch HDTV-Bilder. Die Programmanbieter müssen ihre Studiotechnik erneuern und ihre vorhandenen Filme entsprechend umspielen. Zahlreiche Produktionsdienstleister haben ab 2006, im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaften, Übertragungswagen mit HDTV-geeigneter Technik angeschafft.

Trotz der verbesserten Datenkompression ist die erforderliche Bandbreite für HDTV-Sendungen extrem hoch. Selbst mit der HDTV-üblichen Kompression MPEG-4 wäre für jedes terrestrisch verbreitete HDTV-Programm ein eigener Kanal notwendig. Die Zahl möglicher HDTV-Programme ist (erst recht durch den Verlust wegen der Digitalen Dividenden 1 und 2) deutlich limitiert. Das würde die durch DVB-T erst möglich gewordene und für viele Zuschauer wichtige Programmvielfalt sowie die Möglichkeit der mobilen TV-Nutzung wieder beseitigen. Das abgesehen davon, dass ein frühzeitiger Umstieg auf die höhere Auflösung den Bestand an DVB-T Geräten wertlos machen würde. Das hätte bis 2012 etwa 12,5 Prozent der Haushalte betroffen. Dies soll, durchaus im Sinne der Zuschauer, zunächst nicht geschehen.

HDTV und DVB-T
„Für die HDTV-Übertragung sollte DVB-T in Deutschland nicht in Betracht gezogen werden, denn das terrestrische Spektrum ist zu wertvoll, als dass es für die Ausstrahlung jeweils eines einzelnen Programms pro Fernsehkanal zu per Prinzip großen und stationären Endgeräten missbraucht werden dürfte.“

Prof. Ulrich Reimers. Foto: Dehn Prof. Ulrich Reimers, TU Braunschweig, gilt als „Vater“ des digitalen Fernsehens. Quelle: FKT (Print, Ausgabe 3/2006).
Keine schnelle Einführung von HDTV per Antenne

Wer eine DVB-T-Settopbox gekauft hat, muss sich also zunächst nicht sorgen, dass dieses Gerät schon bald wieder „Schnee von gestern“ sein könnte. In anderen Ländern, beispielsweise Australien, Neuseeland, China oder Korea ist die Ausgangsituation anders. Für diese Märkte werden HDTV-fähige DVB-T-Geräte produziert und es mangelt zumeist auch nicht an Sendefrequenzen. Weil DVB-T weltweit gilt, taucht auch bei uns gelegentlich „HDTV“ als Produkteigenschaft von DVB-T Geräten auf. Das hat damit zu tun, dass diese Produkte auch in anderen Ländern angeboten werden - in Deutschland wird dieses Ausstattungsmerkmal für Settopboxen auf längere Zeit nicht gebraucht.

Abgesehen davon sind die HDTV-geeigneten DVB-T Geräte unterschiedlich ausgestattet. So wird in Australien für das terrestrische HDTV die MPEG-2 Kompression genutzt. Im benachbarten Neuseeland wurde hingegen DVB-T im April 2008 gleich in HDTV und mit MPEG-4 Kompression gestartet. Das ist im Rahmen des DVB-T Standards auch durchaus möglich, denn dieser ist für MPEG-4 offen. Die effizientere Codierung ist hingegen kein Bestandteil von DVB-T2, obwohl der Nachfolger oft mit HDTV und MPEG-4 assoziiert wird. Und obwohl die Kombination von DVB-T2 und MPEG-4 einen erheblichen Kapazitätsgewinn erwarten lässt. Diesen macht sich das 2010 gestartete britische DVB-T2/HDTV-Angebot FreeView HD zunutze.

Nicht ohne die Privaten: DVB-T2 Einstieg ab 2016

Gleichwohl wollen zumindest ARD und ZDF längerfristig auch die Antennenzuschauer nicht von HDTV-Programmen ausschließen. Zwar hieß es noch im Juni 2009 beim ZDF, DVB-T2 sei „zur Zeit kein Thema“ für die Terrestrik. Vielmehr sei „eine langfristige Entscheidung“ zu erwarten, bei der es um fünf Jahre und mehr gehe. Vorentscheidungen sind bei ARD und ZDF aber wohl im Herbst 2012 erfolgt. Das ZDF hebt die Möglichkeit hervor, „alle Programme der ZDF-Senderfamilie ohne Zeitpartagierung in einem Multiplex zu übertragen“. Die ARD schlug einen Umstieg auf DVB-T2 ab 2016 vor. Allerdings sei „die Verfügbarkeit privater Programme in der Terrestrik zwingend erforderlich“.

Die Privaten sind da ebenso verhalten wie pragmatisch und stellen die Kostenfrage in den Vordergrund. ProSiebenSat1 bringt durch die Blume Bezahlmodelle ins Gespräch: „Geschäftsmodelle, die in Summe die Kosten für die Terrestrik reduzieren, müssen möglich sein.“ Auch RTL fordert „tragfähige Konzepte für eine Fortführung der Terrestrik“; die Zuschauer seien bereit, „für qualitativ höherwertige Fernsehsignale etwas zu zahlen. Daher ist zu erwarten, dass auch Zuschauer mit terrestrischem Empfang ähnlich denen im Kabel oder mit Satellitenempfang ... höherwertige Bildqualitäten honorieren“.

Gelinge es nicht, „tragfähige Konzepte für eine Fortführung der Terrestrik zu finden ... steht die Fortsetzung des bisherigen Engagements in Frage“. Damit deutet RTL auch an, dass sich die Privaten mit dem Auslaufen der DVB-T Verbreitungsverträge Ende 2014 ganz aus der Antennenverbreitung zurückziehen könnten, wenn es bis dahin kein finanziell attraktives Geschäftsmodell für DVB-T bzw. DVB-T2 gibt.

Update 2015

Die Ausstiegsdrohung von RTL hätte laut Digitalisierungsbericht 2014 in den DVB-T „Kernregionen“ mit privaten Programmen immerhin 9,7 Prozent der Haushalte betroffen, die ausschließlich per Antenne empfangen. Der Haushalts-Anteil, der DVB-T (auch mit dem Zweitgerät) nutzt, wird mit 17,2 Prozent angegeben. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt nutzen 3,9 Mio. (10,0 Prozent der) Haushalte DVB-T, in 5,2 Prozent der 38,6 deutschen TV-Haushalte ist DVB-T der einzige Empfangsweg. Bei den Entscheidungen über die Entwicklung der Terrestrik war aber auch zu berücksichtigen, dass der Marktanteil der Antenne in den Ballungsräumen (mit privaten Programme) im Schnitt bei 17,2 Prozent liegt - in Berlin, Hamburg und Hannover/Bremen sogar weit darüber.

DVB-T2 kommt

RTL hatte Anfang 2014 ein Umdenken angekündigt. Man bleibe auf DVB-T und werde sich an einer Plattform für die kostenpflichtige Vermarktung privater HDTV-Programme mit DVB-T2 beteiligen. Diese wurde im November 2014 ausgeschrieben und im März 2015 dem einzigen Bewerber Media Broadcast zugeschlagen. Damit ist die zuvor dargestellte Forderung der Privaten nach einem neuen Geschäftsmodell - sprich PayTV für HDTV-Programme - erfüllt.

Private und öffentlich-rechtliche Veranstalter einigten sich für DVB-T2 auf das Kompressionsverfahren HEVC, das wesentlich effizienter als MPEG-4 mit den Frequenzressourcen umgeht und bis zu sieben HD-Programme in einem terrestrischen Kanal transportieren kann. Es wird in Deutschland weltweit erstmals für die Terrestrik eingesetzt. Das gilt auch für den HDTV-Modus 1080p50; der erstmalige Verzicht auf den Zeilensprung bei der Übertragung deutschsprachiger TV-Programme sichert die bestmögliche Bildqualität.

Die Umstellung auf DVB-T2 HD begann Mitte 2016 und dauerte bis Mitte 2019.
Hintergrund: DVB-T2 HD - Programme, Planung, Durchführung.



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