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DVB-T2 mit SimpliTV in Österreich (3/4)

HDTV und mehr mit SimpliTV ab 15. April 2013

Österreich DVB-T2 Logo Österreich „Der Start des Roll-outs soll 2013, zunächst in den Ballungsgebieten erfolgen“, hatte Netzbetreiber ORS vorab auf seiner Website mitgeteilt. Auf einer Fachveranstaltung im März 2013 wurde Konkretes bekannt gegeben. Weitere rechtliche, technische und geschäftliche Details gehen aus den Entscheidungen der Medienbehörde KommAustria hervor, die vom 28.3.2013 datieren.

Erklärtes Ziel der - nach der erst 2011 beendeten Umstellung auf DVB-T - relativ frühen Einführung der neuen Sendetechnik DVB-T2 ist es laut Netzbetreiber ORS, die Terrestrik wesentlich aufzuwerten. Der Marktanteil von DVB-T war bei etwa 6 Prozent (Erstgeräte, Stand: Januar 2013) stehen geblieben. Mit DVB-T2 und seinen zum Startzeitpunkt zehn HDTV- und 20 SD-Programmen könnte die Nutzung der Terrestrik auf 10 bis 12 Prozent nahezu verdoppelt werden, hofft ORS. Grundlage dieser Einschätzung ist eine 2010 geführte Marktumfrage. Sie ergab ein Nutzungspotenzial von 590.000 der etwa 3,5 Mio. TV-Haushalte Österreichs bei einem Monatspreis von 10 Euro. Bis 2017 rechnete ORS mit 250.000 Abos.

Die Attraktivität der neuen Sendetechnik soll durch HDTV-Programm und die Mitwirkung vieler privater Programme erhöht werden. Um das zu erreichen musste eine Sendeplattform geschaffen werden, bei der Gebühren den Privaten bei der Refinanzierung helfen. Daher wurde das Programmpaket SimpliTV geschaffen und am 15. April 2015 gestartet. Die Vermarktung übernahm die Simpli Services GmbH & Co KG., eine 100%-Tochter von ORS comm. Diese bietet Verträge und Geräte selbst und über Dritte an. Freischaltungen können auch telefonisch oder Online erfolgen.

Grundverschlüsselt und teils kostenpflichtig

DVB-T2 Logo Österreich Mit der Einführung von DVB-T2 werden neun HDTV-Programme und mehr als 20 weitere in Standard-Auflösung (bis auf Weiteres zusätzlich zum bisherigen DVB-T Angebot) digital-terrestrisch ausgestrahlt. Das Angebot wird mit Technik von Irdeto softwarebasiert (d.h. ohne Zugangskarte) grundverschlüsselt und im Prinzip kostenpflichtig. Eine Ausnahme bilden die HDTV-Versionen der Programme der DVB-T Multiplexe A und B: Die Nutzung von ORFeinsHD, ORF2HD, ORFIIIHD, ORF Sport+HD, 3SatHD, ServusTVHD und ATVHD sowie in SD-Auflösung ATV2 und Puls4 sowie weitere regionale Programme ist nach Registrierung bei SimpliTV kostenlos.
Programmangebot und Sendestandorte für SimpliTV.

Abonnements waren zu Beginn für einen Monat oder ein Jahr buchbar. Der Monatspreis lag bei 10 Euro, pro Jahr wurden 110 Euro erhoben. Je Vertrag können bis zu drei Geräte angemeldet werden, wobei zweite und dritte Geräte monatlich je 4 bzw. jährlich 44 Euro kosten. Die Freischaltung kostet einmalig 25 Euro fürs erste, je 10 Euro für weitere Geräte.

Allerdings will die Medienbehörde KommAustria alle zwei Jahre prüfen, ob die Grundverschlüsselung bei den Zuschauern Gegenliebe findet. Eine Verlängerung der Grundverschlüsselung werde nur genehmigt, „wenn die ORS mehr als 150.000 registrierte Nutzer nachweist und damit nicht gegenüber der derzeitigen terrestrischen Nutzung zurückfällt“. Ohne eine Grundverschlüsselung würde die Programmplattform SimpliTV allerdings sinnlos werden; wahrscheinlich würden die Privatprogramme aussteigen und nur noch die Kanäle des ORF in DVB-T2 ausgestrahlt werden.

Preisänderungen, Sat-Angebot

Ab März 2018 wurden die Kosten für das nunmehr Antenne Plus genannte Gesamtangebot auf der Website mit 11 Euro monatlich bzw. 121 Euro (bei jährlicher Zahlung) angegeben. Weitere Geräte kosten je 5 bzw. 55 Euro. Die nachträglich gestartete Sat-Variante mit 50 Programmen wird nach sechs Freimonaten für 7 Euro monatlich (77 Euro jährlich) gehandelt. Weitere Geräte kosten je 4 bzw 44 Euro. Für die Freischaltung werden jeweils 35 bzw. 15 Euro berechnet. Weitere Kosten entstehen durch Vertragsänderung, Mahnungebühren u.ä. Die Entgelte sind an den österreichischen Verbraucherindex gekoppelt. Sie „erhöhen oder reduzieren sich im Ausmaß der Änderung“ des April-Indexwertes mit dem April-Wert des Vorjahres. das gilt ab April 2017, soweit der Index sich im mehr als 3 Prozent ändert.

Sendenetz

DVB-T2 Logo Österreich Für den stationären Empfang von SimpliTV mit Dachantennen wird zum Start ein Versorgungsgrad von 86, für Ende 2014 von 89 Prozent, angekündigt. In den Ballungsräumen soll der Empfang Indoor mit Zimmer- oder Außenantennen bzw. portabel möglich sein. Das wird von insgesamt 26 Sendeanlagen gewährleistet, die jeweils alle drei Multiplexe D, E und F abstrahlen. Abhängig von der Situation vor Ort laufen je Bundesland bis zu vier Standorte auf allen Multiplexen im Gleichwellenbetrieb. Das gilt auch für die fünf Wiener und den südlich der Hauptstadt gelegenen burgenländischen Standort Mattersburg-Heuberg. Die angegebenen Sendeleistungen liegen zwischen 2,5 und 125 kW (Karte klicken zum Vergrößern).

Erste Empfangsgeräte und Antennen

STB T4112 für SimpliTV. Foto: HB Austria Im Vorfeld kündigte ORS die „SimpliTV-Box“ (T2112, 100 €) und die „SimpliTV-Box Plus“ (T4112, 130 €) an. Die Boxen sind wesentlich baugleich. Sie kommen vorprogrammiert; der automatische Update bei Änderungen des Programmangebots wurde implementiert. T4112 (Foto clicken zum Vergrößern) hat zusätzlich ein Display und für den USB-Anschluß einen Multimedia-Player für diverse Datenformate (Video, Audio, Foto). Neben einem für HDTV geeigneten HDMI- und einem koaxialen Anschluß für Dolby-Surroundton können beide Boxen via Scart-Kabel mit dem Fernseher verbunden werden. Der Scart-Anschluß ist jedoch nicht für HDTV-Signale geeignet; die hohe Bildauflösung wird dort reduziert.

Ab dem Frühjahr 2014 ersetzt die „SimpliTV Plus PVR-Box“ T5213 die bisherige Plus-Box T4112. Das neue Gerät bietet für 130 Euro (150 Euro im Paket mit Aktivantenne) zusätzlich eine integrierte Aufnahmefunktion auf Speichermedien am USB-Anschluß.

Ab Herbst 2014 wird eine Settopbox SRT-8505 zu Sonderkonditionen angeboten.

Zugangsmodul für SimpliTV. Foto: HB Austria Bedingung für den Empfang mit DVB-T2 Fernsehgeräten ist ein CI+-Einschub. Für diese Geräte wird ein Zugangsmodul angeboten, das 50 € kosten soll.

Für Boxen und Module - einschließlich späterer HbbTV-Geräte - soll ein technisches Zertifizierungsprogramm aufgelegt werden. Hersteller von Empfängern und Antennen sollen die Marke SimpliTV lizenzieren können, um das Logo auf Packungen und in der Werbung einzusetzen. Dazu wurden technische Minimum-Anforderungen an Empfangsgeräte festgelegt.
Technische Minimal-Anforderungen an DVB-T2 Empfänger für Österreich.

Alle für SimpliTV geeigneten Geräte können selbstverständlich auch die bisherigen unverschlüsselten DVB-T Sendungen aus Österreich und lageabhängig auch aus den Nachbarstaaten empfangen.

Im Grunde kann für DVB-T2 bzw. SimpliTV jede vorhandene, für DVB-T geeignete, UHF-Fernsehantenne verwendet werden. Wie von DVB-T bekannt richtet sich der Antennenaufwand zunächst nach der Entfernung von der Sendeanlage; wie immer spielen landschaftliche und bauliche Gegebenheiten eine Rolle. Zum ersten Geräteangebot gehört gleichwohl die aktive Zimmerantenne mit LTE-Filter BZD30 von Kathrein, die 30 € kosten soll. Beide Boxen sowie das Empfangsmodul werden gegen Aufpreis (120 € / 150 € bzw. 70 €) im Paket mit dieser Antenne angeboten.

Ausblick: Weiterer Umstieg auf DVB-T2 begann Ende 2014

Sollte sich SimpliTV als attraktiv erweisen, hieß es bereits im März 2013, könnten die DVB-T Muxe-A und B für DVB-T2 neu ausgeschrieben werden. Diese Festlegung im „Digitalisierungskonzept 2013“ vom Mai 2013 wurde zunächst pünktlich umgesetzt. Laut Ausschreibung für den Plattformbetrieb der Muxe A und B vom Sommer 2014 soll der Umstieg ab dem Ende der DVB-T Lizenzenzierung am 31. August 2016 beginnen und bis zum Herbst 2019 dauern.

Die Vergabe von Plattformlizenzen soll Bewerber „besonders berücksichtigen“, die ein Übergangsszenario auf DVB-T2 anbieten, „das sich an den Bedürfnissen der Konsumenten und der Rundfunkveranstalter orientiert“. Auf den Plattformen sollen auch die bereits mit DVB-T national ausgestrahlten Programme vertreten sein. Simulcasts sollen maximal neun Monate dauern. Die Ausschreibung orientiert auf drei HDTV- und sieben SD-Programme je Multiplex.

Aber schon am 21. Oktober 2014 wurde Mux-B in Kärnten und am 5. Mai 2015 in Tirol und Vorarlberg hart umgeschaltet. Damit gibt es dort die Programme ORFIII, ORF Sport+ und ATV sowie 3Sat in HDTV-Qualität und darüberhinaus in SD-Qualität ATV2 und Puls4 sowie zuvor im Mux-C gesendeten regionalen Programme bei SimpliTV (kostenlos nach Registrierung). Mux-B wird zuletzt in Wien, Niederösterreich und dem Nordburgenland am 27. Oktober 2016 auf DVB-T2 (SimpliTV) umgestellt.

Ab dem 27. Oktober 2016 werden in den drei genannten Regionen ORFeins und ORF2 als letzte DVB-T Programme des Mux-A abgeschaltet. Bis zur endgültigen Abschaltung des Muxe-A gibt es noch zwei Termine: Im April 2017 sind Salzburg, Oberösterreich, die Steiermark und das Südburgenland an der Reihe. Der Schlußpunkt für DVB-T in Österreich wird im Oktober 2017 in Vorarlberg, Tirol und Kärnten gesetzt.

Der Umstieg wurde Frühentscheider durch ein Förderprogramm für 130.000 Settopboxen versüßt. Damit werde „sozial schwächer gestellten Haushalten der Zugang zu TV- und Radio-Programmen über die Antenne für die nächsten 10 Jahre ohne Zusatzkosten“ ermöglicht, so ORS im November 2016. Zu diesem zeitraum war das wegen des Andrangs um 30.000 Stück auf gestockte Boxen-Kontingent ausverkauft.

Keine offizielle Planung gibt es für den Umstieg für den Umstieg des Mux-C mit seinen lokalen/regionalen DVB-T Programmen. Die Betreiber-Ausschreibung eines neuen Mux-C für den Raum Bad Goisern vom September 2014 stellt aber bereits „den Betrieb einer lokalen und regionalen terrestrischen Multiplex-Plattform im Standard DVB-T oder DVB-T2“ heraus.

Perspektiven

Wie in Deutschland steht auch in Österreich - und zwar im Jahr 2020 - die Umwidmung des UHF-Bereichs oberhalb des Kanals 48 (700 MHz-Band) zugunsten des Mobilfunks bevor. Das gab das zuständgie Ministerium im August 2015 bekannt. Entsprechend dem zeitgleichen Ausbau von DVB-T2 wären dafür Kanalwechsel an 36 Sendestandorten, hauptsächlich für die Muxe E und F, notwendig.

Der Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 soll in Österreich spätestens im August 2019 beendet sein, ließ KommAustria Ende 2015 verlauten. Zumindest die Programme des ORF sollen aber schon im Frühjahr 2017 - lange vor dessen Zieltermin Februar 2019 - für 98 Prozent der Bevölkerung in DVB-T2 verfügbar sein.

Nach Mitteilung der ORS vom November 2016 ist davon auszugehen, dass der terrestrische Fernsehempfang in Österreich mit DVB-T2 und SimpliTV noch bis mindestens 2026 weiter geführt wird.

Weitere Informationen:
Abschied von DVB-T nach 11 Jahren. Zur Meldung
SimpliTV mit 275.000 Abos. Zur Meldung
Terrestrik wechselt in drei Regionen auf SimpliTV. Zur Meldung
DVB-T Ausstieg nach elf Jahren und einem Tag. Zur Meldung
Umstieg auf DVB-T2 endet spätestens im August 2019. Zur Meldung
Sendegebiet für SimpliTV wird erweitert. Zur Meldung
700 MHz-Band gehört ab 2020 dem Mobilfunk. Zur Meldung
Umstieg auf DVB-T2 geht ab Oktober 2015 weiter. Zur Meldung
Digitalisierungskonzept 2015 veröffentlicht. Zur Meldung
SimpliTV will 100.000 Kunden in 2015 erreichen. Zur Meldung
DVB-T2 Umstellung läuft. Zur Meldung
Erster Landesmux wird auf DVB-T2 umgeschaltet. Zur Meldung
Sechster Wiener Standort für SimpliTV. Zur Meldung
Ausschreibung für Mux-C (Bad Goisern) in DVB-T oder DVB-T2. Zur Meldung
Ausschreibung für DVB-T2 gestartet. Zur Meldung
Ein Jahr SimpliTV - neue Werbekampagne, keine Zahlen. Zur Meldung
Wir der DVB-T2 Umstieg schon in 2016 vollzogen? Zur Meldung
Marktanteile der TV-Empfangswege in Österreich 2013 (Astra). Zur Meldung
Vermarktungspartnerschaften mit Telekoms. Zur Meldung
DVB-T2 im „Digitalisierungskonzept 2013“. Zur Meldung
Interessensbekundung für freie Kapazitäten im Mux-F. Zur Meldung
SimpliTV: Website gelauncht. Zur Meldung
Sendestandorte für SimpliTV (3) - KommAustria-Entscheide. Zur Meldung
Sendestandorte für SimpliTV (2) - Inbetriebnahme. Zur Meldung
Sendestandorte für SimpliTV (1). Zur Meldung
SimpliTV ab 15.4.2013? Zur Meldung
SimpliTV, Digitalisierungskonzept 2013. Zur Meldung
Sendebeginn vom Schöckl am 1.4.2013? Zur Meldung
Plattform-Ausschreibung Mux F. Zur Meldung
Bewerbung ORS. Zur Meldung
Plattform-Ausschreibung Mux D und E. Zur Meldung
Digitalisierungskonzept 2011. Dokument

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